Mal wieder mit deutlicher Verspätung ein Update. Die
berichtenswerten Dinge stehen schon Schlange, um endlich auf diesem Blog das
Licht der Öffentlichkeit zu erblicken. Wie angekündigt zuerst ein paar Worter
und Bilder zu unserem Freiwilligen-Zwischenseminar.
Spiralförmiger Garten mit Kräutern und Heilpflanzen auf der Ecofinca |
Das Seminar fand Ende Februar, zur Halbzeit sozusagen, auf
einer Eco Finca (Ökofarm) in den kalten Bergen von Orosi statt. Das ist in der
Nähe von Cartago, für die Geografie-Checker. Organisiert wurde es von EED/Brot
für die Welt und es war total schön Susanne von EED/Brot wiederzusehen, die
auch beim Vorbereitungsseminar in Bonn dabei war. Wir waren ungefähr 25
Teilnehmer, alles Freiwillige von verschiedenen deutschen Endsendeorganisation
aus Costa Rica, Nicaragua, El Salvador und Cuba. Themen im Seminars waren
faire, nachhaltige Bio/Öko-Landwirtschaft, das Ernährungs/Verteilungsproblem in
der Welt und der Sinn und Unsinn des Freiwilligendienstes. Außerdem haben wir
eine ganze Menge Reflexion über das erste halbe Jahr als Freiwillige(r) gemacht
und und uns untereinander über unsere Arbeit und Projekte ausgetauscht.
Ananas wachsen nicht an Bäumen! Hatte ich jedenfalls vorher gedacht. |
Ein
Höhepunkt war der Besuch einer Piñera (Ananasplantage) irgendwo Richtung Limon.
Ein ziemlicher Hitzschock nach dem ständigen Frieren auf der Finca. Uns wurde
an einem Musterfeld gezeigt, wie Ananas angebaut werden und danach haben wir
verschiedene Stationen im Ernte-, Sortier-, Verpack- und Verarbeitungsprozess
besichtigt. Die eigentliche Plantage haben wir nicht gesehen.
Aus der neuen Accessoire Kollektion "Piñera" - Das Haarnetz |
Hier werden getrocknete Ananasringe hergestellt. Auf der Verpackung stand 100% Bio, muss wohl ein selbstverpasstes Biozertifikat gewesen sein... |
Es klang alles
ganz nett, Hyginenvorschriften, Schutzkleidung, „ganz wenig“ Chemikalien
natürlich, betriebseigener Arzt für die Arbeiter/innen. Danach haben wir eine
Arbeitergewerkschaft besucht, da hört man dann eher von Unterbezahlung,
Ausbeutung von Migrant/innen, Gesundheitsgefahren durch Chemikalien, schwarze
Listen für Gewerkschaftsmitglieder, Verfolgung der Gewerkschaften etc.
Anschließend haben wir mit einer jungen Frau geredet, die gegen die Verseuchung
des Trinkwassers ihrer Familie durch die Ananasplantagen kämpft. Costa Rica
rühmt sich ja seiner qualitativ hochwertigen Ananas und die Produktion ist fest
in nordamerikanischer Hand. Mal abgesehen von den ethischen Problemen sollte
man aufpassen mit zentralamerikanischen, konventionell angebauten Aananas, weil
hier doch Spritzmittel erlaubt sind, die in der EU verboten sind als
Gesundheitsrisiko. Das gilt auch für Bananen. Bananen hängen hier übrigens in
blaue Plastiksäcke verpackt an den Bananenbäumen. Das Plastik enthält
Pestizide, die die Insekten vernichten. Sieht extrem unromantisch aus und
stellt ein Problem z.B. für die dahinsterbende Bienenpopulation dar.
Karottenernten auf der Ökofarm |
Neben einer Führung über „unsere“ Eco Finca haben auch noce
eine zweite Finca besucht, die ebenfalls Bio anbaut. Ich fand das sehr
interessant, den Unterschied zur konventionellen Monokultur zu sehen. Vor allem
auch, dass die Biolandwirtschaft für den Bauern genauso rentabel ist, ohne dass
die Preise besonders hoch sind. Nach der Führung waren wir beim Fincabesitzer
zum Essen eingeladen. Wie der uns alle in sein Häusschen reingebracht hat,
erstaunt mich doch. Nach dem Essen hat er uns eine Art selbst gemachtes Joghurt
probieren lassen, das war ein Traum! Joghurt fehlt mir schon sehr, aber das ist
einfach nicht bezahlbar, vor allem Naturjoghurt.
Trotz der unerwarteten Kälte und andauernden Magenproblemen
hat mir das Seminar sehr gut gefallen und es war so angenehm, aus der Stadt
rauszukommen. Am liebsten hätte ich noch ein paar Tage länger die Stille und
die gute Luft genossen.
Noch ein Wort zu meiner Arbeit im Kindergarten: Läuft.
:D
Einer meiner Mitstreiter hat ja seinen Freiwilligendienst
abgebrochen und für eine Weile waren wir in La Carpio sehr knapp besetzt, aber
jetzt hat mein Mitbewohner vom Kindergarten in Alajuelita zu uns gewechselt und
jetzt sind wir sogar Freitags zu zweit! Luxus! Die Atmosphäre hat sich auch
sehr gebessert, ich hab gehört, das Gehalt der Mitarbeiterinnen wurde endlich
nach langem Kampf erhöht. Ich hoffe jetzt liegt es wenigstens nicht mehr unter
dem staatlichen Mindestlohn...
Ich weiß jetzt schon, dass ich die Kinder sehr vermissen
werde, wenn ich in vier Monaten abfliege. :(
Für den nächsten Post gibt es viele schöne Urlaubsbilder!
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