Samstag, 27. April 2013

Erbeeren, faule Eier, Nebelschwaden, Märchenwald...wo bin ich?

 Na wer kann's erraten?
schöne Pflanze im Nationalpark Poás


Hiermit zerstöre ich die schöne Chronologie meines Blogs. Unser heutiger Ausflug zum Vulkan Poás hat die geplanten Posts über meinen Osterurlaub und das Seminar in Nicaragua in der Warteschlage überholt. Die beiden sind übrigens sehr empört. Als echte Ticos tolerieren sie vordrängeln nämlich nicht. Warteschlangen sind heilig hier! Aber als verwirrte hilflose Ausländerin wird man aus Mitleid schon mal vorgelassen.




Grausam werde ich heute (Samstag) morgen um halb sieben aus dem Schlaf gerissen. Der Himmel ist zwar etwas bewölkt, aber die Sonne scheint und schließlich sind wir jetzt alle schon aufgestanden, also auf zum Vulkan Poás. Den versprochenen Direktbus aus San José zum Vulkan gibts anscheinend nicht mehr, also kommen Ulla, Maggie und ich mit umsteigen und später als gedacht an. Aber 2,5 Stunden Fahrzeit sind ja gar nichts. Die Touristenfalle auf dem Hinweg vermeiden wir und ich nutze nur das Klo. Obwohl die mit Schokolade umhüllten Kaffeebohnen echt lecker waren. Die Souvenir- und Kunsthandwerksläden hier könnten mich in den Ruin treiben, wenn ich nicht so sparsam wäre. Im Nationalpark Poás schaffe ich es zum ersten Mal zum Einheimischentarif reinzukommen, der uns als in Costa Rica lebende Freiwillige eigentlich zusteht. Yay. Aber da wir unser Visum immer noch nicht haben, können wir das eben nicht nachweisen.

Wir machen uns also auf dem rollstuhlbefahrbaren (!) Weg zum Vulkankrater. Der bestausgebaute Weg in einem Nationalpark, den ich bis jetzt gesehen habe. Wir kommen beim Aussichtspunkt an und konnen gerade noch in den mit hellgrünen Wasser gefüllten Krater herunterschauen und ein paar Fotos schießen. Zwei Minuten später ist alles mit Nebel/Wolken/Wasserdampf so zugezogen, dass man keine zehn Meter weit sehen kann. 
Krater des Vulkan Poás
Wir wandern weiter zur Laguna, einem hübschen See, der vermutlich auch mal ein Krater war. Ein Eichhörnchen wird von Touristen bewundert. Nach einer Mittagsessenpause hat der Nebel auch den See erreicht und man kann die Nebelschwaden direkt vor sich in der Luft sehen. Relative Luftfeuchtigkeit 100%. Hab ich schon den Schwefelgeruch erwähnt? Außerdem ist es richtig kalt. 
erwähnter See

Also weiter den Rundweg entlang zurück zum Parkeingang. Die Art Wald dort heißt Nebelwald. Wie sie wohl auf den Namen gekommen sind... Wir wandern auf Wegen, die durch dichtes Gestrüpp/Geholz geschlagen wurden. Die Bäume bilden einen dunklen braunen und grünen Tunnel um uns herum und wir warten eigentlich nur darauf, dass hinter der nächsten Kurve das Hexenhaus endlich auftaucht. Der Weg geht noch ein Stückchen hinauf und auf deutlich über 2000 Metern macht mir die dünne Luft schon ein bisschen zu schaffen. Irgendwann geht es dann wieder abwärts und als unsere Knie anfangen, sich über die ständige Belastung zu beschweren kommen wir wieder am Ausgangspunkt an. Ein Ausflug in den Souvenirshop und dann warten wir im Cafe darauf, dass der Bus zurückfährt. Auf der Rückfahrt wird gepennt und zurück in der Wärme San Josés treffen wir diese Typen. Fragt mich nicht...


Montag, 22. April 2013

Zwischenseminar auf der Ökofarm



Mal wieder mit deutlicher Verspätung ein Update. Die berichtenswerten Dinge stehen schon Schlange, um endlich auf diesem Blog das Licht der Öffentlichkeit zu erblicken. Wie angekündigt zuerst ein paar Worter und Bilder zu unserem Freiwilligen-Zwischenseminar. 
Spiralförmiger Garten mit Kräutern und Heilpflanzen auf der Ecofinca

Das Seminar fand Ende Februar, zur Halbzeit sozusagen, auf einer Eco Finca (Ökofarm) in den kalten Bergen von Orosi statt. Das ist in der Nähe von Cartago, für die Geografie-Checker. Organisiert wurde es von EED/Brot für die Welt und es war total schön Susanne von EED/Brot wiederzusehen, die auch beim Vorbereitungsseminar in Bonn dabei war. Wir waren ungefähr 25 Teilnehmer, alles Freiwillige von verschiedenen deutschen Endsendeorganisation aus Costa Rica, Nicaragua, El Salvador und Cuba. Themen im Seminars waren faire, nachhaltige Bio/Öko-Landwirtschaft, das Ernährungs/Verteilungsproblem in der Welt und der Sinn und Unsinn des Freiwilligendienstes. Außerdem haben wir eine ganze Menge Reflexion über das erste halbe Jahr als Freiwillige(r) gemacht und und uns untereinander über unsere Arbeit und Projekte ausgetauscht. 
Ananas wachsen nicht an Bäumen! Hatte ich jedenfalls vorher gedacht.
Ein Höhepunkt war der Besuch einer Piñera (Ananasplantage) irgendwo Richtung Limon. Ein ziemlicher Hitzschock nach dem ständigen Frieren auf der Finca. Uns wurde an einem Musterfeld gezeigt, wie Ananas angebaut werden und danach haben wir verschiedene Stationen im Ernte-, Sortier-, Verpack- und Verarbeitungsprozess besichtigt. Die eigentliche Plantage haben wir nicht gesehen. 
Aus der neuen Accessoire Kollektion "Piñera" - Das Haarnetz
Hier werden getrocknete Ananasringe hergestellt. Auf der Verpackung stand 100% Bio, muss wohl ein selbstverpasstes Biozertifikat gewesen sein...
Es klang alles ganz nett, Hyginenvorschriften, Schutzkleidung, „ganz wenig“ Chemikalien natürlich, betriebseigener Arzt für die Arbeiter/innen. Danach haben wir eine Arbeitergewerkschaft besucht, da hört man dann eher von Unterbezahlung, Ausbeutung von Migrant/innen, Gesundheitsgefahren durch Chemikalien, schwarze Listen für Gewerkschaftsmitglieder, Verfolgung der Gewerkschaften etc. Anschließend haben wir mit einer jungen Frau geredet, die gegen die Verseuchung des Trinkwassers ihrer Familie durch die Ananasplantagen kämpft. Costa Rica rühmt sich ja seiner qualitativ hochwertigen Ananas und die Produktion ist fest in nordamerikanischer Hand. Mal abgesehen von den ethischen Problemen sollte man aufpassen mit zentralamerikanischen, konventionell angebauten Aananas, weil hier doch Spritzmittel erlaubt sind, die in der EU verboten sind als Gesundheitsrisiko. Das gilt auch für Bananen. Bananen hängen hier übrigens in blaue Plastiksäcke verpackt an den Bananenbäumen. Das Plastik enthält Pestizide, die die Insekten vernichten. Sieht extrem unromantisch aus und stellt ein Problem z.B. für die dahinsterbende Bienenpopulation dar.
Karottenernten auf der Ökofarm
Neben einer Führung über „unsere“ Eco Finca haben auch noce eine zweite Finca besucht, die ebenfalls Bio anbaut. Ich fand das sehr interessant, den Unterschied zur konventionellen Monokultur zu sehen. Vor allem auch, dass die Biolandwirtschaft für den Bauern genauso rentabel ist, ohne dass die Preise besonders hoch sind. Nach der Führung waren wir beim Fincabesitzer zum Essen eingeladen. Wie der uns alle in sein Häusschen reingebracht hat, erstaunt mich doch. Nach dem Essen hat er uns eine Art selbst gemachtes Joghurt probieren lassen, das war ein Traum! Joghurt fehlt mir schon sehr, aber das ist einfach nicht bezahlbar, vor allem Naturjoghurt.
Trotz der unerwarteten Kälte und andauernden Magenproblemen hat mir das Seminar sehr gut gefallen und es war so angenehm, aus der Stadt rauszukommen. Am liebsten hätte ich noch ein paar Tage länger die Stille und die gute Luft genossen.

Noch ein Wort zu meiner Arbeit im Kindergarten: Läuft.
:D
Einer meiner Mitstreiter hat ja seinen Freiwilligendienst abgebrochen und für eine Weile waren wir in La Carpio sehr knapp besetzt, aber jetzt hat mein Mitbewohner vom Kindergarten in Alajuelita zu uns gewechselt und jetzt sind wir sogar Freitags zu zweit! Luxus! Die Atmosphäre hat sich auch sehr gebessert, ich hab gehört, das Gehalt der Mitarbeiterinnen wurde endlich nach langem Kampf erhöht. Ich hoffe jetzt liegt es wenigstens nicht mehr unter dem staatlichen Mindestlohn...
Ich weiß jetzt schon, dass ich die Kinder sehr vermissen werde, wenn ich in vier Monaten abfliege. :(

Für den nächsten Post gibt es viele schöne Urlaubsbilder!